Dörte Behn –
Lotte-Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst
2010
Für ihr
Gesamtwerk, in dessen Mittelpunkt textile Raumobjekte
stehen, wurde die Weberin Dörte Behn 2010 mit dem Lotte
Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst ausgezeichnet.
Die
Preisverleihung fand am Donnerstag, 10. Juni 2010, 20 Uhr,
im Rahmen der Vernissage zur „EUNIQUE – arts & crafts 2010"
in Karlsruhe statt.
|
Dörte Behn,
1952 in Hamburg geboren, lebt und arbeitet in Hamburg und
Berlin. Nach abgeschlossenem Medizinstudium begann sie ein
Sinologiestudium und eine autodidaktische Ausbildung im
Weberhandwerk. Seit 1989 sind ihre Arbeiten national und
international ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet worden,
unter anderem mit dem Hessischen Staatspreis für das
Deutsche Kunsthandwerk, dem Preis der Justus
Brinckmann-Gesellschaft, dem New Exhibitors Prize der
Chelsea Crafts Fair, London und dem 1. Europäischen Preis
für zeitgenössische kunst- und designorientierte Handwerke
des World Crafts Council-Europe. Sie erhielt Anerkennungen
des Design-Preises Schweiz, und ihre Projekte wurden
gefördert vom Land Schleswig-Holstein, der Kulturbehörde
Hamburg und dem Kulturamt Berlin. 2009 erhielt sie zum
zweiten Mal (nach 2003) den Landespreis Berlin.
Von der
Fläche zum Raum – diesen Schritt vollzog Dörte Behn bereits
1993. Gehörten bis dahin Gebrauchstextilien wie Schals und
Decken zu ihrem bevorzugten Arbeitsbereich, begann sie
damals und bis heute mit raumgreifenden Objekten in immer
neuen Interpretationen zu arbeiten. Aus flächigen
Einzelelementen konstruiert sie Räume, die definiert durch
Rechtecke und häufig monochrom sind. Je nach
Betrachterstandpunkt und Lichteinfall sind die
durchscheinenden Architekturen gut „lesbar" oder sie bleiben
rätselhaft verborgen hinter mehreren Schichten textiler
Fläche. Offen gelegt und bewusst wird das Wechselhafte in
der eigenen Wahrnehmung, das uns nicht nur in den Arbeiten
Dörte Behns, sondern alltäglich in unseren
Lebenszusammenhängen begegnet.
Bettina
Paust schreibt über Dörte Behns Raumgebilde: „Die textilen
Rauminstallationen bedürfen sorgfältiger und konzeptioneller
Vorarbeit, da die Objekte immer in einem einzigen Stück
gewebt sind. Je nach Komplexität der Arbeiten können bis zu
vier Lagen übereinander gewebt werden.
Diese
Leinen-Schichten entfalten sich dann freihängend im Raum zu
neuen, vielschichtigen und transparenten Raumkörpern. Der
Betrachter kann geschlossene Körper erkennen, die sich durch
die filigranen Leinen-Wände definieren. Er kann durch
mehrere Raumschichten hindurchblicken und so dahinter
liegende Räume erahnen, ohne sie von seinem Standort aus
real zu erfahren und er kann sich gleichzeitig durch das
Hineingehen in offene Parzellen Raumeinheiten selbst
erschließen. Die Faszination der textilen Installationen von
Dörte Behn liegt in dem ambivalenten Wechselspiel zwischen
in sich geschlossenen und nach außen offenen Bereichen,
zwischen Durchsichtigkeit und Dichte, die durch die
Staffelung durchscheinender Leinwände entsteht und zwischen
real erkenn- und erfahrbaren Räumen, die sich zugleich durch
die Transparenz des Stoffes in ihrer Existenz zurücknehmen."
Über die
Preisvergabe hat der Stiftungsbeirat entschieden, dem
Annedore Iwersen, Babette Küster, Brigitta Landsberg, Prof.
Dorothea Reese-Heim und Gisela Schröder-Fröhlich angehören. Am 10.
Juni 2010 wurde der mit 5.000 Euro dotierte Lotte
Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst von Brigitta
Landsberg, Mitglied des Stiftungsbeirates, im Rahmen der
Vernissage zur „EUNIQUE – arts & crafts 2010" an Dörte Behn
in Karlsruhe übergeben. Babette Küster, Kuratorin Textil am
Grassimuseum Leipzig und ebenfalls Mitglied des
Stiftungsbeirates, hielt die Laudatio .
Die
Preisvergabe war mit einer Sonderausstellung auf der EUNIQUE
verbunden. Dörte Behn zeigte dort Zeichnungen, Modelle und
neue textile Raumobjekte, die in diesem Jahr entstanden
waren. Um die
Ausstellung über die EUNIQUE hinaus Besuchern zugänglich zu
machen, wurde ebenfalls in Karlsruhe das Werk Dörte Behns
mit einer Einzelausstellung im Badischen Landesmuseum im
Herbst 2010 gewürdigt. Die Ausstellung war dort vom 25.
September bis 7. November 2010 zu sehen (Vernissage
am 24. September 2010).
Außerdem
wurden im Jahr 2010 Dörte Behns Arbeiten an folgenden
Ausstellungsorten gezeigt:
Artverwandt, Kunstgewerbemuseum, Berlin
All Tied Up, Ruthin Craft Centre, Wales
Meister der Moderne, IHM München
20 Jahre, Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken
Galerie Eva Maisch, Würzburg
Contemporary Applied Art, London
Mehr zu Dörte Behn
finden Sie auf ihrer Internetseite
www.doerte-behn.de.
|