Ulrike Isensee
machte sich nach ihrer künstlerischen Ausbildung zunächst
als Grafikerin selbständig. Diese beruflichen Wurzeln sind
in ihren späteren textilen Arbeiten spürbar und beeinflussen
selbst noch aktuelle Werke. So sind in den letzten drei
Jahren eine Reihe Arbeiten für die Wand entstanden, die
Serie trägt den Titel „Erinnerungen“. Ihre persönlichen
Erinnerungen verbindet sie mit Materialien, die in Beziehung
zu ihren Erlebnissen stehen. Die Erinnerung, die
Vergegenwärtigung von Lebensmomenten bringt sie in ihre
Arbeit ein und setzt sie in großformatigen Wandarbeiten mit
Hilfe der Technik um, die ihr Tun bestimmt: das Weben und
Vernähen. Sie selbst sagt dazu: „In den Wandobjekten werden
die Erinnerungsträger wie in einem Sammelalbum für lange
Zeit fixiert.“

Aktuelle Arbeit aus der Serie
„Erinnerungen“ von Ulrike Isensee, „Erinnerungen ... eine
Druckerei“, Papierstreifen, zusammen genäht, Maße ca. 140 x
140 cm, im Bild unten Detail

In den Jahren zuvor widmete sich Ulrike Isensee in ihren
freien Arbeiten der Textilassemblage mit unterschiedlichen
Themen (2005 bis 2011) sowie 2003/2004 dem Kimono-Projekt,
bei dem sie neben herkömmlichen textilen Materialien
Plastiktüten und Draht verarbeitete. Abstrakt und durch
transparente stoffliche Überlagerungen bieten diese Arbeiten
dem Betrachter meditative Tiefe und sind Quelle der
Inspiration.
Nach ihrer
Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
und der ersten Zeit als Grafikerin stand schon bald eine
Erweiterung ihrer gestalterischen Tätigkeit an, ausgelöst
durch eine Studienreise nach Mexiko. Dort erlebte sie die
Farbvielfalt der handgewebten Stoffe mexikanischer
Weberinnen und die Leichtigkeit, mit der sie ihre Arbeit
verrichteten.
Zurück in Hamburg
absolvierte sie eine Lehre zur Handweberin, die sie mit der
Gesellenprüfung und später mit der Meisterprüfung abschloss.
1983 gründete sie ihr eigenes Atelier und arbeitete als
selbständige Handweberin.

Freie Arbeit „Hommage à Sonja
Delaunay“ von Ulrike Isensee, sich überlagernde Seiden- und
Baumwollringe, genäht, Maße ca. 150 x 190 cm
Strenge grafische
Formen und der reduzierte Einsatz von Farben bestimmten die
Arbeiten am Beginn ihrer Karriere. Schon in ihren ersten
Jahren als Handweberin sind die Designs von Ulrike Isensee
unverkennbar. Vorwiegend widmet sie sich in dieser Phase
Gebrauchstextilien
wie Schals und Bekleidung.
Bereits 1995 ist Ulrike Isensee mit dem Hessischen
Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet
worden und im Jahr 2004 erhielt sie den Bochumer Designpreis
und den Preis der Justus Brinckmann-Gesellschaft. Längst
hatte sie zu diesem Zeitpunkt mit der Auflösung der strengen
Formen begonnen. Farben setzte sie in großer Vielfalt und
Intensität ein und verabschiedete sich von der
zurückhaltenden Farbgebung. Auch die Struktur der Gewebe
hatte sich gewandelt, die Dichte der Bindungen wurde gelöst
und Ulrike Isensee entwickelte transparente Strukturen, die,
sich überlagernd, mit visueller Verschleierung und
gleichzeitig mit Durchlässigkeit spielen.

Papierkimono von Ulrike Isensee,
Leinengarn, Tyvekpapier, genäht
Ulrike Isensee ist mehr als 30 Jahre selbständig in ihrem
eigenen Atelier tätig. In all diesen Jahren zeugt ihr
Schaffen von einer stringenten künstlerischen Entwicklung,
die mit der Fortbildung ihrer handwerklichen Meisterschaft
einhergegangen ist. Dafür wird Ulrike Isensee
2014 mit dem Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst
ausgezeichnet.
Mehr zu Ulrike
Isensee
finden Sie auf ihrer Internetseite
www.ulrike-isensee.de.
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